Freude

Was für eine Freude!

Ich staune über die Blütenbracht in unserem Garten. Die japanische Zierkirsche mit ihrem zarten Rosa leuchtet in den blauen Himmel. Daneben steht auch ein Apfelbaum und die wunderschönen Apfelblüten entfalten sich zusehends.
Und dabei kommt mir dieser Liedvers in den Sinn: „Freunde, dass der Mandelzweig wieder blüht und treibt, ist das nicht ein Finger-zeig, dass die Liebe bleibt?“ (EG 659)

Er stammt von Schalom Ben-Chorin, aufgeschrieben 1942 während des 2.Weltkrieges. Als Jude war Schalom Ben-Chorin in Berlin schwersten Diskriminierungen ausgesetzt und ist deswegen 1935 ins Exil nach Jerusalem gegangen. Von dort musste er ohnmächtig miterleben, wie sein Volk von den Nazis vertrieben und vernichtet wurde. Den Juden ist unendliches Leid angetan worden und da schreibt ein Jude mitten in der Zeit des größten Triumphes des Bösen Verse über die Liebe! Mich bewegt das, wann immer ich dieses Lied singe oder auf diese Zeilen stoße. Ich bin traurig, dass von Deutschland her das Böse so seinen Lauf nehmen konnte. Aber ich schöpfe auch Hoffnung, dass auch das schlimmste Böse am Ende nicht das letzte Wort hat, sondern das Leben siegt.

Der blühende Mandelzweig ist schon in der Bibel ein Zeichen der Hoffnung und Ben Chorin hat als guter Bibelkenner die entsprechende Stelle aus dem Buch des Propheten Jeremia gekannt, wo es heißt:  "Das Wort des Herrn er-ging an mich: Was siehst du, Jeremia? Ich antwortete: Einen Mandelzweig. Da sprach der Herr zu mir: Du hast richtig gesehen; denn ich wache über mein Wort und führe es aus." (Jer 1,11f) Der Mandelzweig wird so zum Fingerzeig, dass Gott über seine Welt wacht, auch dann, wenn wir das fast schon gar nicht mehr wahrnehmen können. Für mich ist das, was Schalom Ben-Chorin am Ende der Verse aufschreibt Quelle der Kraft und Inspiration. Freunde, dass der Mandelzweig sich in Blüten wiegt, bleibe uns ein Fingerzeig, wie das Leben siegt. Dass das Leben stärker ist als alle Todesmächte - diese Sehnsucht ist allen Menschen eigen. Sie kann verbinden. Sie kann uns tiefer zu Gott hinführen!              

Bleiben Sie behütet!     

Ihr Pfarrer Christian Simon