Er kennt mein Herz

 „Du allein kennst das Herz aller Menschenkinder.“ (1. Könige 8,39; Tageslosung für den 13. Mai 2020)

Diese Worte der heutigen Losung sind 3000 Jahre alt. König Salomo sprach sie in einem langen Gebet, als in Jerusalem der Tempel eingeweiht wurde. Der Tempel diente dem Gebet zu Gott.
Aber es ist klar, dass kein Gebäude Gott fassen kann, denn er ist größer als ein Gebäude und größer selbst als das Uni-versum.
Dennoch ließ Salomo den Tempel bauen. Wir brauchen feste Zeiten und Orte, um das nicht zu vergessen. Selbst die ersten Christen versammelten sich zum Gebet im Tempel und feierten jeden Sonntag das Brotbrechen, das wir heute als Abendmahl kennen.

Heute dürfte uns sehr stark berühren, dass Salomo in seinem Tempelgebet et-was erwähnte, was direkt in unsere Zeit führt.
Er betete nämlich: „Wenn eine Hungersnot oder Pest oder Dürre oder Krankheit da ist – wer dann bittet und fleht, jeder in seinem Herzen, und breiten ihre Hände aus zu diesem Hause, - so wollest du hören im Himmel, an dem Ort, wo du wohnst, und gnädig sein.“ (1. Könige 8,37-39, etwas verkürzt).
Die Welt nimmt keinen Fortschritt in einen Himmel auf Erden. Wir sind bedroht von Hunger, Kriegen, Krankheiten – wir können dagegen kämpfen, aber wir haben damit umzugehen, dass wir bedroht sind. Auch den Tod können wir nicht besiegen.

Gott - der Grund unserer Hoffnung - hört unsere Bitten, weil er an unserer Seite steht. Und weil er im Kreuz Jesu Christi unsere Ängste, Sorgen und selbst unse-re Schuld und Verfehlungen auf sich genommen hat. „Du allein kennst das Herz aller Menschenkinder.“
Ein logisch denkender Mensch könnte sagen: „Wenn Gott unser Herz kennt, brauchen wir ja gar nicht mehr zu beten; er weiß doch, was gut für uns ist.“
Ja, Gott weiß um uns, und wir leben aus seiner Liebe, bevor wir diese Liebe überhaupt erst begreifen kön-nen.
Ja, Gott hat uns schon alles geschenkt, und streng genommen benötigt er nicht unsere Information im Gebet, was uns auf dem Herzen lastet.
Aber in der Liebe zwischen Menschen gehen wir ja auch aufeinander zu, sagen es dem an-deren und lassen es uns gern sagen.
Im Gebet wird uns klar, dass wir schon alles haben, was wir für uns nötig ist.  „Aber hat Gott denn mein Gebet von gestern erhört? Ich habe doch um etwas ganz Konkretes gebeten und es nicht erhalten.“
Ja, diese Erfahrung habe ich auch gemacht. Aber für das Gebet gilt, was für jedes Gespräch gilt: Je länger man Erfahrungen hat mit dem Gebet, um so mehr erfährt man, dass Gott lange Wege mit uns geht.
Was ich mir heute wünsche und morgen nicht erhalte, wird übermorgen gut. Vielleicht auf eine ganz andere Weise, als ich mir es im Gebet vorgestellt habe.

Aber Gott hat alles schon gut gemacht, seine Liebe in Christus geschenkt und uns vergeben – weil er in unsere armen Herzen schaut!       

Bleiben Sie behütet!   
Ihr Pfarrer Christian Simon